Bilddatei Paulinerkloster

Unser Name

Laut Amtskalender 1981 gibt es in Österreich 66 Orte mit dem Namen "Baumgarten". Nur zwei davon sind selbständige Ortsgemeinden: Baumgarten bei Gnas (Steiermark) und Baumgarten (Burgenland).
"Baumgarten" bedeutet im deutschen Sprachraum allgemein einen Ort, eine Gegend, wo Bäume (angepflanzte Obstbäume, besonders Apfelbäume) stehen.

Baumgarten im Burgenland wird urk. 1267-1269 genannt. Der ungarische König Bela IV. beurkundete, dass der Prozesstermin zwischen Kemen, Sohn des Ebed, und Keled, Sohn des Keled, auf den 25. November verschoben wurde, damit noch vorher, am 15. November in Eisenburg ein Schiedsgericht eine Einigung herbeiführen könne. Als Schiedsrichter in diesem Streit zwischen den zwei hochrangigen Adeligen wurde vom König Pouce de Pungarth eingesetzt. Pouce war also eine angesehene Persönlichkeit im ungarischen Königreich; das Dorf Baumgarten, nach dem er sich nannte, wohl schon ein wichtiger und einträglicher Ort.
Der Ort dürfte auf einer Flur namens "Baumgarten" entstanden sein, wobei die aus archäologischen Funden erschließbare dichte und kontinuierliche Besiedlung von Römerzeit bis ins Früh- und Hochmittelalter zu berücksichtigen wäre.
Schreibweise des Ortsnamens:
1267-1269 Pungarth, 1289 Paumgarten, 1362 Pamgort, 1392 Pawngarth, 1412 Pawngarthen, 1426 Pamgarthen, 1428 Paungartten, 1493 Pongorth, 1528 Paumbgartten, 1548 Pangarth, 1572 Pangorth, 1627 Pangerth, 1640 Paingartt, 1733 Paumgarten, 1756 Baumgartt, 1769 Baumgarten.
Von den 1526-28 zugewanderten und angesiedelten Kroaten wurde der deutsche Ortsname als Pajngrt assimiliert. 1898 wurde Baumgarten der amtlich-ungarische Ortsname Sopronkertes (= "Garten bei Sopron/Ödenburg") bzw. Kertes verordnet.
Das 1996 verliehene Gemeindewappen ist ein sprechendes Wappen und zeigt (in Anlehnung an ältere Gemeindesiegel) einen Baum (Apfelbaum) im Garten.

Seit 17. Juli 2000 hat Baumgarten zweisprachige Ortstafeln: Baumgarten - Pajngrt.

Quellenhinweise:
Österreichischer Amtskalender 1981/82, Wien 1981, S.738.
Das genaue Datum ist nicht angegeben, die Urkunde muss aber im Zeitraum zwischen 1267 und 1269 ausgestellt worden sein.
Urkundenbuch des Burgenlandes. Bd.I, Eisenstadt 1955, Nr.543, S.363.
Allg.Landestopographie des Burgenlandes III/2 - Der Verwaltungsbezirk Mattersburg. Eisenstadt 1993, S.76.
Im Baumgartner Ortsteil Sapac bei der Pfarrkirche ist eine römische Villa rustica nachgewiesen, die über die Völkerwanderungszeit bis in awarische Zeit genutzt wurde. Im Mittelalter wurde mit dem
vorhandenen antiken Baumaterial (wie auch sonst häufig in Pannonien) am selben Ort die Burg (oder das Feste Haus) Paungarten errichtet.
M. Meršić, Baumgarten im Burgenland. Ein Beitrag zur Orts- und Kirchengeschichte des Burgenlandes. Baumgarten 1963, S.8 f.
J.Seedoch, Verzeichnis der burgenländischen Ortsnamen in deutscher, ungarischer, kroatischer und Roman-Sprache. Eisenstadt 2001.
E.Kranzmayer - K. Bürger, Burgenländisches Siedlungsnamenbuch. Burgenländische Forschungen Bd.36, Eisenstadt 1957, S.40 f.
K. Semmelweis, Verzeichnis der burgenländischen Ortsnamen. Eisenstadt 1954.

Dr. Karl Kaus (20.11.2001)